Was bewirkt das manuelle Schreiben, insbesondere einer verbundenen Schrift im Gehirn, vor allem in dem Gehirn von Kindern?
Und was passiert im Gegensatz dazu im menschlichen Gehirn, wenn man digital unterwegs ist und eher tippt, wischt oder gar nur noch mittels Spracherkennung einen Text erstellt?
Die Schreibart wirkt sich auf viele unterschiedliche kognitive Bereiche und Fertigkeiten aus. Somit ist trotz voranschreitender Digitalisierung das Erlernen des Handschreibens, am besten in Schreibschrift, nicht nur für eine lesbare und flüssige Schrift, sondern auch für andere kognitive Fähigkeiten wichtig. Diese bildet das Gehirn durch manuelle Stimuli aus, die bis heute noch nicht digital austauschbar sind.
Auch wenn die Digitalisierung Vieles schon ermöglicht, beschleunigt, erleichtert und deshalb auch wichtig ist, kann sie dennoch nicht alles komplett ersetzen. Insbesondere, wenn der Mensch langfristig seine ihn auszeichnenden kognitiven Fähigkeiten beibehalten möchte.
Der Diskurs "manuelles versus digitales Schreiben" lässt die neurobiologische Bedeutung der Schreibweise und Schreibform außen vor. Dabei passiert beim Handschreiben im menschlichem Gehirn, besonders beim Schreiben einer verbundenen Schrift (Schreibschrift), eine ganze Menge. Die dabei stattfindenden sensomotorischen, und neuronalen Interaktionen und Verknüpfungen sind auch für andere cerebrale Bereiche von Relevanz. Deshalb ist die Schreibschrift weit mehr als nur Schönschrift und Kulturgut.
Allein schon die Lernvorgänge während des Erlernens einer verbundenen Schrift (Schreibschrift) bilden neuronale Grundlagen für weitere Fertigkeiten, so dass eine digitale Schreiberleichterung langfristig aufgrund der senso- und visuomotorischen Reiz-Reduktion immer mit einer verminderten Neuroplastizität einhergeht, was sich auf verschiedene kognitive Fertigkeiten negativ auswirken kann.
Für Leseanfänger vereinfacht die verbundene Schrift den intuitiven Zugang zum Aufbau der Schriftsprache (Wortaufbau aus Buchstaben). Das Bild des geschriebenen Wortes entspricht dem gedanklichen Wortbild sowie dem ausgesprochenem Wort als klare semantische Einheit.
Da bei der Schreibschrift die kleinen Buchstaben am unteren Rand der Mittellinie beginnen, ist die Linienvorgabe indirekt stets gegeben, so dass die Linienführung automatisch mit ausgeführt wird.
Das Gehirn lernt mit der Schreibschrift die Grundstruktur der Buchstaben zu erkennen, was ein problemloseres Lesen verschiedener Schriftarten oder individueller Handschriften ermöglicht. Später erleichtert diese Fähigkeit das Lesen von komplexen Texten. Zudem fördert sie die Gedächtnisleistung sowie die Kreativität und trainiert Fein- wie Visuomotorik.
Unser Anliegen ist es, die neurobiologische Bedeutung der Hand- und insbesondere der Schreibschrift interdisziplinär zu verdeutlichen, um Kindern das Lernen der Schreibschrift mit Freude und Spaß zu ermöglichen.
Immer aktuell! In puncto der Schreibschrift in Zusammenhang mit den Neurowissenschaften wollen wir dies sein. Deshalb führen wir Literaturrecherchen in verschiedenen wissenschaftlichen Datenbanken durch und suchen den Austausch mit Experten und Interessierten, um diese Daten dann zu sammeln und strukturiert zu bündeln.
Wir bieten Schreibschriftkurse im Rahmen von OGS-Angeboten (Offene Ganztagsschulangebote) während der Nachmittagsbetreuung an Bonner Grundschulen mit schreibmotorischem Schwerpunkt an.
Damit Kinder nicht nur Schreibschrift lernen, um sie zu schreiben, sondern diese auch in diversen Medien sehen und lesen können, versuchen wir, die Auswahl an Schreibschriftmedien zu verbessern.